Eine Tasse Tee mit ELLEN REISINGER

Ich freue mich total, dir heute eine gute Freundin vorstellen zu können: Ellen. Unsere Wege trafen sich zum ersten Mal 2015, als wir beide in Schwäbisch Hall unser Referendariat absolvierten. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie Ellen gleich zu Beginn unseres wöchentlich gemeinsamen Seminartages in Schwäbisch Gmünd immer wieder meine Aufmerksamkeit erregt hat – sie hat so gut für ihre Bedürfnisse gesorgt!

Ja, eigentlich sollte das normal sein, dass wir gut für unsere Bedürfnisse sorgen – aber ich weiß noch, wie es manchmal sogar ein leichtes Schamgefühl in mir ausgelöst hat, wenn sie während des Seminars darum gebeten hat, mal richtig durchzulüften oder eine Pause zu machen oder wenn sie nach dem Frühstück stets mit der Zahnbürste im Mund durch die Seminargänge gelaufen ist… Ich muss gerade selbst schmunzeln bei diesen Sätzen – für mich wäre das damals UNDENKBAR gewesen!

Letztes Jahr haben sich unsere Wege dann wieder intensiver gekreuzt und in den letzten Monaten haben wir zusammen die Seminarreise „Die Kraft der Gefühle“ mit Chiara Greber und Sid C. Cordes gemacht.

Vieles mehr, was ich über Ellen noch schreiben könnte, erzählt sie uns am besten gleich selbst. Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen.

 

Ellen, wenn du dich in 5 Sätzen beschreiben dürftest, zum Beispiel bei einem Speed-Dating, welche wären es?

- Ich liebe und brauche die Natur und den tiefen Kontakt mit Menschen, die sich ihres Innenlebens bewusst sind, wie die (frische) Luft zum Atmen.

- Ich tanze und singe für mein Leben gerne.

- Ich lache und weine für mein Leben gerne.

- Mein leidenschaftliches Interesse, meine tiefe Liebe und Hingabe gelten persönlichen Wachstums- und Heilungsprozessen – schon seit ich denken kann, wünsche ich mir Frieden unter allen Wesen.

- Dankbar bin ich für alles, was ich bereits lernen durfte – und für all die tollen Menschen, die meine „LehrerInnen“ waren und sind.

 

Wie kam es, dass du schon 2015 so gut für deine Bedürfnisse sorgen konntest? Gab es dazu einen bestimmten Punkt in deinem Leben, der dies erfordert hat?

Es gab keinen einen bestimmten Punkt, der das „erfordert“ hat, sondern viele schwierige und schmerzhafte Ereignisse in meinem jungen Leben, die mich dorthin geführt haben. Und gleichzeitig auch Ja, es gab einen besonderen Punkt in meinem Leben, nämlich einen Wendepunkt: Ich war 24 Jahre alt, als ich bei einem Watsu-Seminar mit einer tiefen Trauer in mir in Kontakt gekommen bin, bei der ich überhaupt keine Ahnung hatte, wo die plötzlich herkam. Ich durfte in den Armen einer älteren Frau einen gehaltenen Trauerprozess durchlaufen und habe wenige Wochen danach mein erstes Selbsterfahrungsseminar besucht. Es folgten viele weitere Seminare, die alle dazu beitrugen, dass ich die Verbindung zu meinem Inneren aufnehmen und von Jahr zu Jahr stärken konnte. Das ist für mich die Grundlage, um meine Bedürfnisse wahrnehmen und artikulieren zu können.

 

Worum geht es für dich im Leben?

Für mich geht es im Leben um zwei ganz grundlegende Aspekte:

Einmal darum, das Leben zu genießen. Es in all seiner Bandbreite und Lebendigkeit, mit Haut und Haaren und von Kopf bis Fuß zu erleben, es mit echter Freude zu feiern.

Außerdem darum, zu wachsen und sich zu entwickeln. Hin zu Güte, Frieden, Verbundenheit, Liebe, Achtsamkeit, Weisheit und Bewusstheit.

 

Wo siehst du dich in 3 Jahren?

Ich mach’s jetzt einfach mal so wie in den positiven Affirmationen und formuliere meine Antwort im Präsens:

Ich lebe in einer Gemeinschaft mit Menschen, die für Nachhaltigkeit, Entwicklung und Bewusstheit stehen und auch gehen. Wir schauen nicht weg und gehen nicht drüber, sondern wir nutzen (unsere) Konflikte, um alte Wunden zu heilen und daran zu wachsen. Leichtigkeit, Humor und (Kinder-)Lachen begleiten uns durch unseren Alltag. Wir schaffen bewusst Räume, um gemeinsam zu singen, zu tanzen, zu raufen, zu weinen, still zu sein, Geschichten zu lauschen... Ich habe nährende Beziehungen zu anderen Frauen und lebe in einer liebevollen, leidenschaftlichen und ebenfalls an Wachstum orientierten Partnerschaft. Ich bin körperlich gesund und in meiner Kraft und schenke meine Gaben mit Leichtigkeit in die Welt.

Es gibt da so ein schönes Gedicht, worin ich mich sehr wiederfinde. Es heißt: „Ich suche meinen Stamm."

https://manusarona.de/ich-suche-meinen-stamm-inspiration-hopiindianer/

 

Was sind deine größten Herausforderungen im Leben? Und wie gehst du mit ihnen um?

Meine größten Herausforderungen heißen Einsamkeit, Erschöpfung und Resignation. Ich begegne ihnen manchmal noch mit Ablehnung oder Verzweiflung, und inzwischen immer öfter mit einem annehmenden Ja, mit Kreativität, mit der raschen Unterstützung durch meine wundervollen Freundinnen, mit Prophylaxe und nachhaltigen Heilungswegen.

 

Was möchtest du noch mehr in dein Leben einladen?

Das ist eine schöne Frage, liebe Alexandra. Noch mehr – einfach deshalb, weil es mich so fasziniert: Wachstum, Bewusstheit, Gelassenheit, Frieden. Und überhaupt – weil es mir (noch) so sehr fehlt: Verbundenheit zu etwas Größerem als ich selbst, Geborgenheit in einer Gemeinschaft, eine dauerhafte und erfüllende Partnerschaft, Sinnhaftigkeit, Beständigkeit, Leichtigkeit, Kraft… meinen Platz in der Welt.

 

Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?

Ein Satz aus einem selbstgebastelten Adventskalender, der mich seit über 10 Jahren begleitet und mir immer noch die Kraft gibt, nicht aufzugeben:

„Man muss ausdauernder sein als die Schwierigkeiten – es gibt keinen anderen Ausweg. Und gleichzeitig gibt es in jedem Prozess eine Wendung – das ist sicher.“

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Nadine (Donnerstag, 23 Februar 2023 13:52)

    Wunderschön <3
    Schöne Worte, schöne Vorstellungen

  • #2

    Anne (Freitag, 24 Februar 2023 13:13)

    Mein Herz wird ganz warm ❤️