Eine Tasse Tee mit JANA LÄUFER

Wie schön, dass du bei der neuen Folge „Eine Tasse Tee“ mit inspirierenden Menschen hier auf dem Blog dabei bist.

Du darfst eintauchen in eine Lebensgeschichte einer wunderbaren Freundin und ihrer Familie. Achtung, Fernwehgefahr – es geht unter anderem nach Portugal.

Aber von Anfang an. Jana und ich lernten uns in der Grundschulbank kennen und verbrachten auch in der Freizeit viel Zeit miteinander. Zusammen mit Jana fühlte sich alles wie ein kleines Abenteuer an, mit ihr konnte man Pferde stehlen (obwohl ich viel zu brav und ordentlich war, um dies wirklich zu tun), aber wir machten immer Dinge, die ich normalerweise nicht tat. In ihrer Familie war alles ein wenig anders als bei uns, es war freier, offener und ein bisschen verrückter. Jana sagte mir einmal, dass ihr die geordneten Verhältnisse bei uns immer so gut getan haben. Auf jeden Fall stellten wir jede Menge Dinge zusammen an. Als Jugendliche trennten sich unsere Wege und wir verloren uns aus den Augen. Ich bekam mit, dass Jana mit ihrem Freund eine Weltreise plante - das war im Jahr 2013. Die Reise dauerte 2 Jahre.

Eines Tages kam sie mir wieder in den Sinn und ich versuchte Kontakt zu ihr aufzunehmen – mit Erfolg. Von einem auf den anderen Moment war es wieder wie früher.

Von 2015 bis 2019 lebte sie mit ihrer Familie in Steinach und Haslach, bevor sie sich mit ihrem Mann Sebastian einen Traum verwirklichte. Sie kauften einen Wohnwagen und wanderten im April 2019 mit Sack und Pack aus. Das Ziel war, einen Ort zu finden, an dem sie sich ein neues Leben aufbauen konnten, einen Ort zu erschaffen, der ihnen ein Leben ermöglichte, wie sie es führen wollten.

 

Jana, magst du dich kurz einmal vorstellen? Was macht dich aus?

Ja, gerne. Ich bin Jana und lebe mit meinem Mann Sebastian, unseren zwei Kindern, Hund und Katz in Zentralportugal, wo wir im Januar letzten Jahres unser 1,5 Hektar großes Land gekauft haben. Ich sehe mich als spontan, liebevoll, ehrlich und mir geht es gut, wenn es allen gut geht 😉.

Ich bin ein sensibler und feinfühliger Mensch und mache mir prinzipiell immer viel zu viel Gedanken. Außerdem hinterfrage ich alles, ja wirklich alles, es gibt nichts, was ich nicht hinterfragen könnte - das ist ganz schön anstrengend.

Um aus meinem Gedankenkarussell heraus zu kommen, habe ich stets die drei Fragen von Katie Byron parat, die mir helfen:

 

1. Ist das wirklich wahr?

2. Kannst du dir sicher sein, dass das wahr ist?

3. Wer wärst du ohne diesen Gedanken?!

 

Das bringt mich oft wieder zu mir und zum Wesentlichen zurück. Es gibt auch noch ein Buch, das mir geholfen hat, besser mit meinem Gedankenkonstrukt zurechtzukommen. „Loslassen - der Pfad widerstandsloser Kapitulation“ von David R. Hawkins.

Ja, so ist das eben mit diesen Gedanken, aber mal ehrlich, wer von uns kennt das nicht?

Mein Leben war schon immer aufregend und, wie Alexandra schon sagte, nicht so „normal“, wie es in unserer Gesellschaft so üblich ist - dafür bin ich sehr dankbar. Schon mit 15 Jahren hat mich die Spiritualität - und damit der Glaube, dass es mehr gibt als nur das Sichtbare - begleitet. Spiritualität hat in meinem Leben eine große Bedeutung und gibt mir inneren Halt. Ich bin dadurch sinnerfüllt und dankbar.

 

Kannst du dich noch daran erinnern, wann zum ersten Mal der Gedanke auszuwandern in deinem Kopf auftauchte? Und falls ja, was hat dieser Gedanke mit dir gemacht?

Da wir schon 2013 für knapp 2 Jahre am Reisen waren und uns das etwas andere, aufregende Leben schon immer gefiel, hat es mich nicht sehr überrascht, als der Gedanke, fest auszuwandern dann ganz natürlich auf unserer ersten Reise entstand. Damals waren wir aber nicht in Europa unterwegs und es hat sich kein Land gezeigt, welches uns als Lebensort passend erschien. Wir waren doch zu weit entfernt von Zuhause und von der Kultur im jeweiligen Land. Also entschieden wir uns, es nochmal in Deutschland zu versuchen. Wir sind drei Mal umgezogen - in der Hoffnung, wieder Fuß fassen zu können, aber irgendwie fühlte es sich einfach nicht mehr stimmig an. Wir empfanden es als sehr schwer, sich wieder im „System“ einzufinden, wenn man einmal so lange draußen war.

Hier ist zu erwähnen, dass ich das deutsche System in keinster Weise ablehne, sondern wir hier – trotz aller Bemühungen - nicht mehr so richtig „ankamen“.

Es war also eine Herzensentscheidung, die sich von Anfang an richtig anfühlte. Ein großer Punkt in dieser Entscheidung war auch der Wunsch, unseren Kindern eine freie oder andere Schulbildung zu ermöglichen, was leider in Deutschland nicht möglich ist. Zudem war ich als Hausfrau und Mutter überfordert und ich sehnte die Tage zum Wochenende nur so herbei. Ich war ziemlich unglücklich. Sebastian hatte damals einen 9 to 5 Job und kam immer erst abends nach Hause – notwendig, schon wegen der laufenden Fixkosten. Das war für uns beide nicht zufriedenstellend und der Wunsch meines Mannes, seine Kinder aufwachsen zu sehen, wuchs mehr und mehr. So kam die Entscheidung ganz schnell ins Leben….

 

Wie kann ich mir den Moment vorstellen, in dem der Wohnwagen gepackt ist und man aus der Stadt, in der man lebte herausfährt?

Es war ein befreiendes und zugleich sehr trauriges Gefühl. Hauptsächlich wegen den Omas, die ihre Enkelkinder schmerzhaft ziehen lassen mussten und andersherum auch. Doch das innere Gefühl, den richtigen Weg zu gehen, hat uns trotz allem bestärkt.

Alles in allem ein freies Gefühl, mit wenig Gepäck und nur dem Notwendigen in eine ungewisse Zukunft zu reisen, der inneren Stimme folgend.

 

War es einfach diesen neuen Ort/ euer neues Zuhause zu finden? Was waren große Herausforderungen?

Es gab gute Tage, an denen alles super lief und wir wie geführt waren, aber es gab auch diese Tage, an denen man Zweifel hatte und am liebsten den Kopf in den Sand steckte. Doch das taten wir nicht. Zuerst führte uns unsere Reise für drei Monate nach Irland. Dort durften wir wunderbare Menschen und Orte kennenlernen. Der viele Regen und die schlechten Prognosen der Iren, dass es so schnell nicht besser werden wird, haben uns dann ins sonnige Portugal gezogen. Wir hatten schon immer einen besonderen Bezug zu diesem Land. Sebastian ist Portugiese und unabhängig davon gefällt uns das Land und die Mentalität der Menschen sehr. Deshalb haben wir 2016 in Portugal geheiratet - unser Herz ist einfach dort.

Trotz Sonne wurde die Suche in Portugal auch nicht sonderlich einfacher :)

Nach einem halben Jahr hat es dann plötzlich ganz schnell geklappt. Ich weiß noch genau, wie wir vor dem verrotteten alten Holztor standen: es hat sich sofort so angefühlt, als wäre es unser Eingang. Wir wussten weder etwas von der Umgebung noch von den Menschen oder der Community hier - trotzdem haben wir ganz schnell JA gesagt. Und unsere Entscheidung hat sich bisher stets bestätigt.

Anfangs hatte ich zu kämpfen, da wir nicht einmal fließendes Wasser, Strom, geschweige denn Geld hatten, um diese Situation zu verändern. Doch es kamen immer wieder unerwartet Hilfen zu uns, für die wir sehr dankbar sind. Zum Glück kennt sich Sebastian in Themen wie Solarenergie aus und hat uns unser eigenes Solarsystem aufgebaut - plötzlich hatten wir Strom - WOW. Es hat sich angefühlt, als hätte ich noch nie zuvor einen Lichtschalter betätigt, ganz zu schweigen einen Wasserhahn :)

Heute, ein Jahr später, sitze ich hier in unserem eigenen Haus, mit eigener Strom- und Wasserversorgung, auf unserem eigenen Land! Wir können uns größtenteils selbst versorgen - was sich unheimlich gut und richtig anfühlt. Das wäre für uns alleine schon finanziell in Deutschland nie möglich gewesen.

Doch der Vollständigkeit halber und um ehrlich zu bleiben, ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt. Auch wir haben unsere täglichen Herausforderungen mit dem Leben, mit uns selbst und mit den Kindern. Es ist nicht so, dass jetzt alles einfacher oder besser ist. Es hat sich nur in der Form verändert und wir sind lediglich unserem „Lebensplan“ gefolgt, doch sich selbst nimmt man ja bekannterweise überall mit hin.

Doch tatsächlich ist es so, dass ich seit langem mal wieder das Gefühl habe, am richtigen Ort zu sein, ein Zuhause zu fühlen und ich nicht ständig auf der Suche nach Veränderung bin.

 

Nimm uns einmal mit in deinen Alltag. Wie lebt ihr als Familie? Wie sieht euer Tag aus?

Uiuiui, momentan etwas chaotisch und viel zu viel zu tun. Manchmal frage ich mich, ob es jemals aufhören wird. Doch gleichzeitig stecken in jedem Tag so unzählig viele Überraschungen und Wunder, man weiß nie so genau, was kommt. Selbst wenn man sich einen genauen Plan macht, wird dieser meistens wieder verworfen. Man muss hier also echt flexibel sein, was den Geist stets frisch hält :).

Momentan, muss ich sagen, gibt es nicht wirklich einen strukturierten oder getakteten Alltag und wenig Routine. Was sich jedoch immer wiederholt, sind die festen Essenszeiten, die von meinen hungrigen Kindern und meinem Mann bestimmt werden (sonst gibt`s schlechte Laune). Die letzten Monate waren wir beschäftigt mit Hausbau, Garten anlegen, Bäume und Büsche pflanzen, Grundstück pflegen, Kinderprojekt aufbauen und vieles mehr... Zum Glück ist Sebastian nun selbstständig und arbeitet projektbezogen oder stundenweise von Zuhause.

Es gibt immer etwas zu tun und ich gönne mir viel zu selten eine Auszeit - darin darf ich mich noch etwas üben. Durch die Kinder sind wir natürlich auch immer beschäftigt und präsent, sie haben schließlich auch Bedürfnisse, die gestillt werden wollen und das bringen sie auch deutlich zum Ausdruck :) Die beiden, das möchte ich hier erwähnen, sind echte Schaffer und helfen jeden Tag tatkräftig bei den anstehenden Aufgaben mit.

 

Welche Projekte und Visionen habt ihr im Kopf? Was ist bereits dabei sich umzusetzen?

Vor meiner Mamazeit war ich als Heilerziehungspflegerin tätig und habe schon in diversen pädagogischen Einrichtungen gearbeitet. Als ich schwanger wurde, machte ich dann noch eine Ausbildung zur Tagesmutter und besuchte einige Fort- und Weiterbildungen.

Diese Ausbildungen und meine Erfahrungen legten den Grundstock für mein Kinderprojekt.

Ich habe ja schon erzählt, dass mir die freie Bildung und das freie Lernen unserer Kinder sehr wichtig sind – also meine Lebensphilosophie.

Mit der Geburt unserer Kinder ist dieser Wunsch immer mehr gewachsen. Ich wollte ihnen ein Umfeld schaffen, in dem sie sich frei entfalten können, Gemeinschaft und Zusammenhalt erleben dürfen und ihre Bedürfnisse gehört werden. Zeitgleich zum Kinderprojekt entsteht hier gerade eine Nachbarschaft, die mit der Zeit immer mehr wachsen wird.

Das Kinderprojekt „Jardim Aurora“ - Garten der Morgenröte - findet hier auf unserem Land statt. Es wird ein Ort für Kinder sein, an dem sie sich und ihre unbegrenzten Potenziale frei entfalten und zum Ausdruck bringen können. Momentan sind wir noch in der Vorbereitung und gestalten unseren Platz kinderfreundlich. Wir bauen gerade verschiedene Dinge wie ein Kompostklo, Steinkreise, Sandkasten, Höhlen, Schaukeln, Matschküche, Kletterecke usw.

Bald soll es losgehen und wir wollen in etwa 2 Wochen mit einer kleinen Gruppe starten.

Momentan machen wir einen Spendenaufruf auf Ecocrowd und auf unserer (noch entstehenden) Webseite. Mit den Spenden wollen wir ein Gebäude für die Kinder erschaffen, in dem wir uns aufhalten und diversen Themen/ Projekten nachgehen können. Auch wollen wir in naher Zukunft verschiedene Workshops für Groß und Klein dort anbieten.

 

Mehr dazu findest du auf https://www.ecocrowd.de/projekte/freies-kinderprojekt-jardim-aurora/ und www.jardimaurora.com.

Hier werden wir regelmäßige Fortschritte und Neues teilen. Diese Homepage ist gerade im Aufbau und wird in den kommenden Tagen freigeschaltet werden.

 

Ich muss zugeben, das alles macht mich etwas nervös und ich bin manchmal echt hysterisch, da mir dann plötzlich alles zu viel wird und ich denke, ich schaffe das alles nicht allein. Doch da ist dieses eine innere Gefühl, was mich Freude fühlen lässt, mich bestärkt den richtigen Weg zu gehen.

 

Welche Gedanken, Affirmationen oder Zitate geben dir immer wieder Kraft, Mut und Halt auch in schwierigen Zeiten?

Ein ganz einfacher Gedanke, der aber doch so viel beinhaltet und mich momentan begleitet, ist: „Am Ende ist alles gut.“

 

Einer meiner Lieblingszitate: „Sei du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“

 

Mein Lieblingsgedicht:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

 

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

 

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegensenden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 

Hermann Hesse

 

Was wünschst du dir für unsere Erde?

Auch hier kommen die Kinder wieder ins Spiel. Ich wünsche mir glückliche, kraftvolle und mutige Kinder, die uns helfen, eine neue Erde zu erschaffen, die von Liebe und Frieden getragen wird.

 

Danke an alle, die sich Zeit genommen haben und eine Tasse Tee mit mir getrunken haben.

Danke Dir Alexandra für die Einladung und deine aufrichtige, wundervolle Freundschaft.

 

Jana

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Jana (Sonntag, 28 März 2021 12:22)

    Wunderschöne Worte Jana.
    Es war schön mal wieder etwas von dir zu lesen, zu wissen dass es dir gut geht und über diesen Weg einen kleinen Einblick in dein/euer Leben zu bekommen :)

    Muitos beijinhos para Portugal