„Wenn ich eine Zusage für diesen Job bekomme, dann bin ich glücklich.“ „Wenn ich damals nicht diese Entscheidung getroffen hätte, wäre mir das sicher erspart geblieben...“
Wer kennt sie nicht, diese wenn- dann- Sätze, die sich stets auf die Vergangenheit oder die Zukunft beziehen. Wir sehnen uns nach einem bestimmten Gefühl und verbinden dies mit einem Zustand oder einer Situation, die eintreffen soll, um dieses Gefühl zu spüren, zum Beispiel Glück. Oder wir hadern mit unserer Vergangenheit und wünschen uns sie wäre anders gewesen. Dann haben wir sie, die Traurigkeit, das Bedauern im jetzigen Moment. Natürlich können wir auch positive Gefühle mit unserer Vergangenheit verbinden aber meist sind es die negativen Aspekte, die sich immer wieder ins Bewusstsein schleichen, wenn wir sie nicht losgelassen haben.
Da jedoch nichts so ungewiss ist wie die Zukunft und nichts so unveränderlich wie unsere Vergangenheit, gibt es nur diesen einen Moment. Das JETZT, es gibt immer nur das Jetzt. Jetzt kannst du beginnen andere Entscheidungen zu treffen, andere Gedanken zu wählen oder neue Erfahrungen zu machen. Diese Entscheidung kannst du nicht gestern oder morgen fällen, sondern nur Jetzt.
Klingt ziemlich simpel, doch genau dieser Punkt ist es auch, der uns oft so schwer fällt. Gerne beschäftigt sich unser Verstand nämlich mit der Vergangenheit oder mit der Zukunft, da haben Sorgen, Ängste oder Wut und Ärger leichtes Spiel. Hinzu kommt, dass wiederum ein nicht zu unterschätzender Anteil davon negative und destruktive Gedankenmuster sind, in denen wir uns immer wieder verfangen, wenn wir uns unserer Gedanken nicht bewusst sind.
Doch wie schafft man es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, beziehungsweise sich ihm erst einmal bewusst zu werden? Dazu möchte ich folgende kleine Geschichte mit dir teilen:
Einige Schüler fragen ihren Zen-Meister warum er so zufrieden und glücklich ist.
Der Zen-Meister antwortet:
“Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich
gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann
sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich …”
“Das tun wir auch, antworteten seine
Schüler, aber was machst Du darüber
hinaus?” fragten Sie erneut.
Der Meister erwiderte:
“Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich
gehe, dann gehe ich, wenn ich … ”
Wieder sagten seine Schüler:
“Aber das tun wir doch auch Meister!”
Er aber sagte zu seinen Schülern:
“Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn
ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.”
Lass diese Geschichte einmal bei dir ankommen und schließe wenn du möchtest kurz die Augen.
Ich denke wir alle kennen dieses Mindset, das uns suggeriert, multitaskingfähig zu sein wäre erstrebenswert, dieses ineinander übergehen von mehreren Handlungen und Gedankensträngen verwehrt uns aber nicht nur das achtsam sein, sondern auch das schlichte Erleben dieses einen Moments, da wir ja gedanklich schon viel weiter sind. Letzten Endes ist es sogar so, dass wir nicht einmal effizienter sind, wenn wir „mehrgleisig“ arbeiten oder denken. Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit führen somit auch unweigerlich zu einem qualitativ besseren und sorgfältigerem Ergebnis, nicht nur im Außen, sondern besonders auch in unserem Inneren.
Und genau hier beginnt meiner Meinung nach Achtsamkeit. Achtsamkeit kann als eine besondere Form von Aufmerksamkeit bezeichnet werden und beschreibt eine Art innere Haltung, die es uns erlaubt, jede Erfahrung im gegenwärtigen Moment frei von Beurteilungen zu beobachten und zuzulassen. Und nicht nur das, wenn wir achtsam handeln, sind wir präsent und anwesend im jeweiligen Moment – physisch, mental und emotional. Achtsamkeit kann auf jede beliebige Situation oder Handlung bezogen werden. Achtsam können wir in jedem Moment sein. Mit uns selbst, mit anderen, mit der Umwelt. Es ist lediglich eine Entscheidung. Du kannst den unglaublichsten Sonnenuntergang am anderen Ende der Welt beobachten, wenn du gedanklich bei deinen Finanzen bist und dich das unruhig werden lässt, verhindert dies das komplette Einsinken, Erfühlen und Wahrnehmen des Moments. Es besteht ein negativer Beigeschmack.
Was mir einen leichteren Zugang zur Achtsamkeit ermöglicht ist, mir immer wieder bewusst zu werden, dass alles vergänglich ist. Jeder Moment, jede Situation, jede Emotion, alles ist vergänglich. Seit ich dies auf tiefster Ebene erfahren und verstanden habe, kann ich viel achtsamer und präsenter sein. Jeder Moment, egal wie wunderschön, traurig, verletzend, irritierend oder nährend er auch sein mag, geht vorüber.
Wie können wir mit diesem Wissen nicht jeden Moment zu 100% genießen? Alles geht vorüber. Jeder Moment ist einzigartig.
Mit der Zeit ermöglicht uns dies ein tieferes Verständnis für die Welt aber auch für uns selbst. Achtsamkeit lässt sich erlernen, viel leichter als du denkst. Wir sind es lediglich nicht gewohnt nur eine Sache zu tun oder zu denken. Wenn du dich aber immer wieder liebevoll darauf aufmerksam machst, wird sich die Achtsamkeit immer öfter in deinem Alltag zeigen.
“Die beste Weise, sich um die Zukunft zu kümmern, besteht darin, sich sorgsam der Gegenwart zuzuwenden.”
(Thich Nhat Hanh – vietnamesischer, buddhistischer Mönch, Schriftsteller und Lyriker)
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Jessica (Mittwoch, 27 März 2019 14:27)
Schöner Beitrag, der zum Nachdenken anregt! Danke :)